Digitalisierung der Berufsbildung

«Der Bund ist auf vielen Feldern aktiv»

Die Berufsbildung muss Antworten auf die Digitalisierung liefern: So fordert es das Leitbild «Berufsbildung 2030»*. Der Bund fördert deshalb den digitalen Wandel mit Projektbeiträgen. Profitieren können Organisationen der Arbeitswelt und Berufsfachschulen. Im Gespräch: Rémy Hübschi, Vizedirektor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

Welche Herausforderungen bringt die Digitalisierung für die Berufsbildung?
Die Digitalisierung wirkt sich auf die Inhalte und auf die Umsetzung der Berufsbildung aus. Was die praktische Seite betrifft, ist die Berufsbildung gut aufgestellt, weil sie vom Arbeitsmarkt gesteuert wird. Die Betriebe müssen den digitalen Wandel nachvollziehen, um konkurrenzfähig zu bleiben. So werden die Lernenden automatisch mit den neuesten Entwicklungen konfrontiert. Anders sieht es an den Berufsfachschulen und in den überbetrieblichen Kursen aus. Dort müssen wir dafür sorgen, dass die Lerninhalte und die Lernmethoden mit der digitalen Transformation Schritt halten können.

Die Lerninhalte werden von den Organisationen der Arbeitswelt bestimmt. Tun sie genug, um die jungen Berufsleute digital fit zu machen?
Es ist ihre Kernaufgabe, die Ausbildung an technologische und didaktische Entwicklungen anzupassen. Mindestens alle fünf Jahre müssen sie die Bildungsverordnung und die Bildungspläne daraufhin überprüfen. Wir stellen fest, dass sich die Organisationen der Arbeitswelt der digitalen Herausforderung sehr wohl bewusst sind – aber nicht alle sind gleich schnell unterwegs. Entscheidend ist, dass sie bei Reformen die innovativsten Player ihrer Branche einbeziehen.

Der Bund will den digitalen Wandel in der Berufsbildung fördern. Wie genau?
Das Berufsbildungsgesetz sieht vor, dass der Bund Projekte zur Entwicklung der Berufsbildung unterstützen kann. Das Spitzentreffen der Berufsbildung hat letzten Dezember beschlossen, in den kommenden Jahren einen Schwerpunkt bei der digitalen Transformation zu setzen. Pro Jahr stehen mehrere Millionen Franken zur Verfügung. Davon profitieren insbesondere Berufsfachschulen und überbetriebliche Kurse.

Welche Art von Projekten wird gefördert?
Wir machen keine inhaltlichen Vorgaben. Die Berufsbildungsakteure wissen am besten, wo Handlungsbedarf besteht. Aber es gibt formale Vorgaben. Die Projekte müssen realistische Ziele verfolgen, nachhaltig wirken und von breitem Nutzen sein. Das Know-how und die entwickelten Instrumente sollen auch anderen Akteuren zur Verfügung stehen. Wir legen Wert auf Wissens- und Erfahrungsaustausch. Zusammengefasst lautet unsere Devise: fördern, sichtbar machen, vernetzen.

Wurden bereits Projekte eingereicht?
Ja, aber wir haben sie noch nicht gesichtet. Die Aktion wurde erst im Januar lanciert. Wir werden in der zweiten Jahreshälfte in die Offensive gehen und planen u. a.  Vernetzungstreffen, an denen Good-Practice-Beispiele vorgestellt werden. Wir sind überzeugt, dass noch viele gute Ideen eingereicht werden.

Wieso initiiert der Bund keine eigenen Projekte?
Das schliessen wir bei übergeordneten Themen nicht aus.

Zum Beispiel?
Denkbar wären Massnahmen, welche mit digitalen Instrumenten die Lernortkooperation vereinfachen. Für die Betriebe wäre das eine Erleichterung.

Was tut der Bund sonst noch, um die Berufsbildung digitaler zu machen?
Der Bund ist auf vielen Feldern aktiv. Wir überprüfen mit Blick auf die Digitalisierung, welche Kompetenzen im allgemeinbildenden Unterricht vermittelt werden müssen. Gleiches gilt für die Aus- und Weiterbildung von Berufsfachschullehrpersonen und Berufsbildenden. Auch das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB ist aktiv: Mit einem Digi-Check unterstützt es Organisationen der Arbeitswelt und Berufsfachschulen dabei, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.

*) Die Verbundpartner haben Anfang 2018 das Leitbild «Berufsbildung 2030» verabschiedet. Es benennt die Herausforderungen und gibt die Entwicklungsrichtung für die kommenden Jahre vor. Download

digitalinform.swiss

Anträge zur Förderung von Projekten der digitalen Transformation können über die neue Plattform digitalinform.swiss eingereicht werden. Der Bund kann bis zu 60 Prozent der Projektkosten übernehmen. Die Plattform dient zudem der Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch.
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Digi-Check EHB

Die Digi-Checks des EHB werden in Form von Workshops durchgeführt. Details: